Aljoscha


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RHEINISCHE POST DONNERSTAG 12. MÄRZ 2009

Schein-Wesen im Kunstverein

Von Hans Dieter Peschken

Daran, dass alle Menschen biologische Wesen sind, gibt es keinen Zweifel. "Eigentlich möchte ich als Künstler auch lebendige Wesen erschaffen", sagt Aljoscha, "echte biologische Substanzen würde ich lieber benutzen." Der 1974 in der Ukraine geborene Künstler war Gasthörer bei Konrad Klapheck, lebt und arbeitet in Düsseldorf und kann bereits auf Ausstellungen im In- und Ausland verweisen. "Biofuturism" heißt die Ausstellung seiner Arbeiten im Krefelder Kunstverein.
"Er arbeitet mit der Kategorie des Scheins", sagt Dr. Joachim Peter Kastner, der die Ausstellung einrichtete, "er will die Materie zum Sprechen bringen." Die Materie, die Aljoscha für seine Werke bearbeitet, ist Acryl, ein Kunstharz, das schnell härtet. Wie in der Bewegung erstarrte, einst lebendige Strukturen wirken die filigranen, bleich-amorphen Gerippe, die sich verästelnd vom Boden in die Höhe ragen. Auf der Fläche lässt er ähnliche Gespinste wuchern, die sich wie farbige übereinander gelegte Spinnweben ausnehmen, die Tiefe und Verwundbarkeit suggerieren. Andere, auch kleinere Teile, sind an der Wand befestigt und ragen in den Raum. Löchrigen Schwämmen ähnlich sind sie, auch blau, und von ihnen ausgehende Fäden scheinen sich wie Wurzeln wuchernd fortsetzen zu wollen.
Andere wieder sind kompakte kristalline Gebilde, deren Wachstum außer Kontrolle geraten zu sein scheint. Einen Hinweis zum im Labor forschenden Wissenschaftler sind die kleinen Reagenzgläser, die mit kaum erkennbaren Inhalten versehen sind. Das alles sind amorphe Objekte, die vielerlei Deutungen zulassen. Es geht um die "Versinnbildlichung molekularer Prozesse" sagt Kastner, der den Impressionismus als Vorläufer und Entdecker von Strukturen, aber vor allem den Futurismus anführt, der sich der Bewegung verpflichtet fühlte.
Seinen Ideen nähert sich Aljoscha auch zeichnerisch. Mit zarten und feinen Strichen findet er auch dabei "neue Formen organischen Lebens". So zufällig wie die gezeichneten Strukturen aussehen, so diszipliniert sind sie hergestellt. Auf älteren Blättern verbindet er traditionelle Bildweiten, also Darstellungen von Menschen und Straßen, mit seinen fantastischen Gespinsten. Was wie mutiertes Leben aussieht, dessen Bausteine bekannt sind, aber dessen Endform offen bleibt, ist Ergebnis einer zeitaufwändigen Arbeitsweise. Nur größere Teile sind im Inneren durch ein Drahtgerüst getragen, die anderen sind durch kleinteiliges Aneinanderfügen des sensiblen Materials entstanden. "Zauberhaft. Hier haben wir etwas, was es sonst nirgends zu sehen gab", sagt Kastner.

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Krefelder Kunstverein, Buschhüterhaus, Westwall 124.
Eröffnung Freitag, 13. März, 19 Uhr. Bis 30. April, Dienstag bis Freitag von 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Sonntag von 11.30 bis 14.30 Uhr.

Aljoscha, bioism, biofuturism

Aus Acryl kreiert der ukrainische Künstler Aljoscha Gebilde, deren Wachstum außer Kontrolle geraten zu sein scheint.